Malersymposium

Wie alles begann – Vom Erzählen einer Tradition

 

Alles begann mit einer Ausstellung im Oberhessischen Museum in Gießen. Dort lernte ich den bekannten deutschen Maler Karl Sümmerer und seine Frau Marianne kennen. In unseren Gesprächen schwärmten beide von Willingshausen, einem Ort, der seit Jahrhunderten Künstler inspiriert. Ihre Begeisterung war ansteckend – und sollte mein Leben verändern. Zu dieser Zeit war ich Berater des Museums Wrangelschlösschen in Berlin. Marianne Sümmerer ließ nicht locker: „Du musst unbedingt in Willingshausen ausstellen!“ sagte sie. So wurde ich Mitglied des „Malerstübchens“ – und durfte 2017 meine erste Ausstellung im Malerdorf Willingshausen zeigen. Sie wurde ein großer Erfolg.

Der damalige Museumsdirektor Helmut Geissel, eine beeindruckende Persönlichkeit mit tiefem Wissen über die Geschichte des Ortes, erzählte mir viel über die Malerkolonie Willingshausen und ihre Ursprünge. Das berühmte „Malerstübchen“, in dem sich einst Künstler trafen, musizierten und malten, war der Mittelpunkt dieser Gemeinschaft. Ihren Ursprung hat die Tradition in den frühen 1820er Jahren, als Gerhardt von Reutern gemeinsam mit Ludwig Emil Grimm in Willingshausen malte. Dank erhaltener Briefe wissen wir heute, dass hier bereits 1824 pleinair gemalt wurde – also unter freiem Himmel. Damit gilt Willingshausen als die älteste Malerkolonie Europas.

Nach meiner Ausstellung wurden die nicht verkauften Bilder nach Berlin gebracht. In meiner Berliner Wohnung saß ich mit Paul Dippel und Ulli Becker-Dippel in der Essecke. Aus einem Gespräch wurde eine Idee, aus einer Idee eine Vision: „Schafft die Möglichkeit, dass die Künstler Unterkunft und Verpflegung bekommen – und ich bringe die Künstler nach Willingshausen.“ Paul und Ulli waren begeistert – und so entstand 2019 das erste Willingshäuser Malersymposium.

Es war ein unvergessliches Erlebnis: Wieder auf den Spuren der großen Meister wie von Reutern, Carl Bantzer, Conrad Felixmüller und vieler anderer zu wandeln, erfüllte mich mit tiefem Respekt und Freude. Es war, als würden wir der verlängerte Arm dieser Maler, die diesen Ort so sehr bewunderten und so viel Freude dort hatten. Welch ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit.

Unter den ersten Teilnehmern waren internationale Künstlerinnen und Künstler eingeladen wie: Antonin Passemard (Frankreich), Igli Arapi (Italien), Janko Göttlicher (Deutschland / Dänemark), Ann Larsson Dahlin (Schweden), Luk van Driessche (Belgien), Irma Braat (Niederlande), Ilmari Rautio (Finnland) und ich.

Das war der Beginn – und zugleich die Wiedergeburt einer großen Tradition:

Das Malerstübchen lebt weiter – als Ort der Begegnung, der Kunst und der Inspiration.

Text von Ben Kamili