Malerkolonie

Nachdem Gerhardt Wilhelm von Reutern, ein ehemaliger Offizier der Völkerschlacht bei Leipzig, infolge einer Verwundung seinen rechten Arm verlor, erholte er sich bei den Schwiegereltern seines Bruders im Schwertzellschen Haus in Willingshausen. Im Sommer 1814 traf er erstmals auf Johann Wolfgang von Goethe, der sein künstlerisches Talent erkannte und ihn zur Malerei ermutigte. Bei späteren Besuchen in Willingshausen begann von Reutern autodidaktisch, die lokale Bevölkerung und die Schwälmer Tracht zu porträtieren.

Die entscheidende Entwicklung der Malerkolonie erfolgte im Jahr 1824, als der Kasseler Professor der Kunstakademie, Ludwig Emil Grimm, Bruder der Brüder Grimm, zu Landschaftsstudien nach Willingshausen kam. Das Treffen und der Austausch zwischen von Reutern und Grimm im Schwertzellschen Schloss markierten den Beginn der Willingshäuser Malerkolonie und legten den Grundstein für die Freiluftmalerei in der Kunstgeschichte.

Die Anfänge

Gerhardt von Reutern

Der Balte Gerhardt von Reutern wurde 1794 in Rösthof bei Walk in Livland geboren. Nach Privatunterricht und späterem Schulbesuch in St. Petersburg studierte er in Dorpat Natur- und Militärwissenschaften. Der jugendliche Reutern erhielt Unterricht im Zeichnen bei Carl August Senff. Ab 1811 begann seine militärische Laufbahn, jedoch wurde er nach zwei Jahren im Dienst durch den Verlust des rechten Armes in der Völkerschlacht bei Leipzig kriegsversehrt. Bereits 1814 fing Reutern an, mit der linken Hand zu zeichnen. Im Jahr 1818 widmete er sich in Berlin dem Studium der Historie und Kunstwissenschaft, daraufhin in Heidelberg naturwissenschaftlichen Studien. 1819 gab Reutern den Militärdienst endgültig auf und entschied sich für die Kunst.

Persönliche Umstände und familiäre Gründe führten Reutern 1814 nach Willingshausen zu Familie von Schwertzell.  Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Charlotte von Schwertzell kennen, mit welcher er sich 1820 vermählte. Durch die erhebliche Kriegsverletzung musste Reutern regelmäßig Kuren in milderem Klima in Anspruch nehmen. Einen längeren Aufenthalt in Willingshausen hatte er zwischen November 1817 und Mai 1818. In den 1820er Jahren war er dort umfangreich künstlerisch tätig und arbeitete erstmals im Jahr 1825, in Begleitung seines Lehrers Ludwig Emil Grimm, gemeinsam im Schwälmer Dorf sowie in Kassel. Motive ihres Schaffens waren die regionaltypische Schwälmer Tracht und die Landschaft der Schwalm. In Kassel fand er Austausch mit weiteren Künstlern und Anregung durch Kunstrichtungen. Er entschied sich für den Besuch der Düsseldorfer Kunstakademie (1837-1847) und lernte dort Jacob Fürchtegott Dielmann kennen, mit dem er 1841 in Willingshausen zusammen arbeitete. Ab 1844 lebte er in Frankfurt am Main, wo der Künstler 1865 verstarb.

Reutern pflegte Verbindungen zu den höchsten adligen Kreisen und Herrscherhäusern, war außerdem seit 1837 offizieller Maler des Zarenpaars. Vor allem größere Werke in Öl gingen an die russische Zarenfamilie. Er traf Goethe in Heidelberg und Weimar und erhielt durch ihn wohlwollende Förderung. Reutern reiste häufig und besuchte u. a. Paris, Weimar, Dresden, Jena, Brügge, Gent, die Schweiz, Frankreich und Italien. Kuraufenthalte führten ihn nach Baden-Baden und Bad Ems, Sommeraufenthalte verbrachte er auch in Kronberg.

In seinen Werken thematisiert Reutern häufig Landschaft und Porträt; stellte ebenso religiöse Szenen dar. In Willingshausen waren seine Motive vorwiegend Natur- und Trachtenstudien; als Zeichnung oder Aquarell. Er wählte zu Bildinhalten außerdem Dorfszenen und Bewohner.

Der Verein Malerstübchen e. V. zeigt in seinem Museum das besondere Exponat „Die Hochzeitsgäste“.

Ludwig Emil Grimm

Ludwig Emil Grimm wurde 1790 in Hanau geboren und verbrachte die ersten Lebensjahre in Steinau an der Straße. Seine Brüder Jakob und Wilhelm waren die bekannten Germanisten und Märchensammler.

Nach seiner Schulzeit am Lyzeum in Kassel besuchte er an der dortigen Akademie die Zeichenklasse bei Johann Gottlieb Kobold. Daran an schloss sich ein Akademiestudium in München (1809). In dieser Zeit unternahm er mit Künstlerkollegen Exkursionen ins Umland. Es entstanden Zeichnungen und Radierungen der Umgebung sowie der Landbevölkerung in traditioneller Bekleidung. Grimm wurde von den realistischen Tendenzen der Münchner Schule und dem Nazarenismus beeinflusst. In 1816 unternahm der Künstler eine dreimonatige Italienreise, etwa ein Jahr darauf wurde wieder Kassel sein Lebensmittelpunkt. An der dortigen Kunstakademie war er ab 1832 als Lehrer und Professor tätig. Grimm verstarb 1863 in Kassel.

Ludwig Emil Grimms Brüder, Wilhelm und Jakob, pflegten Kontakt zu ihrem ehemaligen Schulkameraden Georg Friedrich von Schwertzell (1784-1858). Langjähriger freundschaftlicher Briefwechsel verband ebenso Wilhelmina von Schwertzell (1790-1849) mit Wilhelm Grimm. Durch diese Verbindung kam auch der jüngere Bruder nach Willingshausen. Der Künstler hielt sich viermal zwischen 1824 und 1829 im Dorf auf. Er war Gast der Familie von Schwertzell, im Schwertzellschen Familienkreis eingebunden und im Schloss untergebracht.

Ab 1825 wirkte Ludwig Grimm als Lehrer Gerhardt von Reuterns, mit dem er oft vor gemeinsamen Modellen arbeitete, und er war diesem zudem freundschaftlich verbunden. Sein Interesse galt im Besonderen der spezifisch ländlichen Kleidung, die er in seinen Werken dokumentierte. Der Künstler sah das Außergewöhnliche der Schwälmer Tracht und bildete sie in Vorder- und Rückenansichten ab. Diese angefertigten Arbeiten tragen Datierungen und Namensbezeichnungen. Es entstanden so Trachtenaquarelle und -‍zeichnungen mit dokumentarischem Charakter; sie sind demnach frühe bildnerische Darstellungen und damit ebenso Quellen für die Entwicklung der Schwälmer Tracht. Die von ihm immer wieder genutzten Techniken dafür waren Zeichnung in Bleistift und Feder, das Aquarell sowie die Radierung, welche einen Schwerpunkt seiner Arbeit ausmachte.

Außerdem entstanden Porträts und alltägliche Szenen, wie spielende Kinder und kleine Skizzen aus dem Dorfleben Willingshausens. Mit Reutern ging er für die künstlerische Arbeit in die Landschaft und den Wald, wo sie detaillierte Baum‍- und Naturzeichnungen anfertigten. Der Aufenthalt in Willingshausen gab Grimms künstlerischer Tätigkeit frische Impulse.

Die Gründer des Malerstübchens

urzer und überleitender Text, bitte überarbeiten und anpassen.

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